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Der zweite Bildungsweg
oder das etwas andere Tagebuch

2. Akt: Das Erwachen

 

die neue Hundeschule

Inzwischen hat sich mein Verhalten verfestigt und perfektioniert. Bellen muss ich nicht mehr, ich brauche nur anzuzeigen, dass ich einen Hund sehe und nicht mag, schon suchen wir das Weite. Von Zeit zu Zeit begegne ich nicht angeleinten Artgenossen, die sich mir zu nähern versuchen. Den zeige ich dann, was in mir steckt. Glaubt mir, es wirkt! Doch Herrchen und Frauchen geben nicht auf und sie haben das Glück der Tüchtigen. Im Wuff (Zeitschrift des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer) lesen sie einen Beitrag über einen anderen, nicht gerade einfachen Rüden Bautz (Alabaster vom Kaisergärtchen). Auf einem der Bilder erkennen sie eine Urkunde und darauf den Namen eines Ortes in unserer Umgebung, Elversberg. Schnell ist die Hundeschule Kynos von Susanne Czwikla gefunden, eine Hundeschule, die Kromierfahrung hat (unter Links erfährt Ihr mehr über die Schule). Hier wird mit positiver Bestätigung gearbeitet, kein Druck, keine Gewalt. Das Training beginnt und erste, wenn auch kleine Erfolge stellen sich ein. Diese sind nicht zuletzt Susannes Hund Carlos zu verdanken, einem Leonberger, der mir die nötige Sicherheit gibt und mich auch schon mal vor anderen, lästigen Rüden beschützt. Doch mein Problem bleibt, in der Hundeschule weiß ich mich zu benehmen, bei Spaziergängen ziehe ich mein bewährtes Programm ab. Ohne Carlos bin ich eben auf mich allein gestellt. Aber auch kleine Erfolgserlebnisse bauen meine Zweibeiner auf.

Hochpotenzen statt Skalpell

Wenn Ihr Euch die Links auf meiner Homepage anschaut, wird Euch bestimmt auch die Seite der Tierheilpraxis Abu Zaid auffallen. Gekommen sind wir zu Frau Abu Zaid über Susanne Czwikla, der Auslöser für unseren ersten Besuch bei einer Teilheilpraktikerin war aber unser damaliger Tierarzt. Nein, bitte nicht falsch verstehen, er hat uns nicht dort hin geschickt, es war eher eine Flucht vor der Hilflosigkeit der Schulmedizin. Warum?

Rüden entdecken in der Pubertät nicht nur, dass sie ihre Beine heben können, auch die vierbeinigen, weiblichen Wesen werden interessant. Nichtsahnend gehe ich also jeden Tag spazieren und nehme neue Gerüche wahr, interessante Gerüche läufiger Hündinnen. Es verwirrt mich total. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mittags in meinem Körbchen schlafe und die letzten Luftmoleküle in meiner Nase zu den unvorstellbarsten Träumen führen. Und dann wache ich mit einer Schwellung auf. Wieder eine neue Erfahrung für mich. Doch leider ist dies nicht alles. Anscheinend ist dabei ein kleines Äderchen geplatzt und zwei Bluttropfen sind auf dem Boden zu sehen. Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, dass eine gewisse Panik Frauchen in diesem Moment dazu bewegt, noch am gleichen Tag einen Tierarzt aufzusuchen. Diese Möglichkeit kann sich ein Mediziner nicht entgehen lassen. Seiner Meinung nach hilft nur eins, die Kastration. Frauchen zweifelt noch etwas, doch will sie wirklich dafür verantwortlich sein, dass ich jung sterben muss, weil das Geschehene meine Organe schädigen wird? So jedenfalls die Aussage des Fachmanns.

Mein Herrchen hat ein recht angespanntes Verhältnis zu Hypokrates Jüngern. Dies ist nicht zuletzt darin begründet, dass ich bereits im zarten Alter von noch nicht einmal zehn Wochen von einem misshandelt worden bin. Dieser war der Meinung, mir zeigen zu müssen, wer der Chef ist, schließlich kannte er der eigenen Aussage nach diese Rasse der Kromfohrländer gut. Jedenfalls packte er mich nachdem er mich abgetastet, untersucht und meine Milchzähnchen nachgeschaut hatte und schleuderte mich auf den Behandlungstisch. Dabei entleerte sich meine Blase und mein Darm, wen wundert es. Eine reine Vorsichtsmaßnahme und Klarstellung der Rangordnung, ich hätte ja beißen können. Diese meine Erfahrung, bei der mein Frauchen zugegen ist, aber, weil alles so schnell vonstatten geht, nicht einschreiten kann, hat dazu geführt, dass ich mir nicht mehr die Zähne nachschauen lasse. Man kann nur sagen, danke an den Tierarzt für diese freundliche Unterstützung.

Ein Skalpelleinsatz muss aber zuerst in der Familie besprochen werden. Mit dieser Aussage rettet sich mein Frauchen (und rettet damit auch mich) aus dem Behandlungszimmer. Sie ruft Herrchen an und berichtet ihm. Gemeinsam beschließen sie, sich zuerst zu informieren. Frauchen von meinem Paten Sparky wird genauso angerufen wie Britta Schmidt (zu Britta verweise ich noch auf die Ausführung unten im Text). Diverse Beiträge in Foren wie auch die Bielefelder Kastrationsstudie müssen bei der Entscheidungsfindung helfen. Ergebnis der Recherchen ist, dass die Kastration nicht die erzieherischen Fehler beseitigt und nur in einem begründetem Fall einer gesundheitlichen Gefährdung vollzogen werden darf. Über die Nachteile dieses operativen Eingriffs möchte ich mich hier nicht auslassen, es kann überall nachgelesen werden.

Also bleibt meine Männlichkeit zuerst erhalten. Doch die Schwellungen kommen vereinzelt weiter und mein Schnüffeln wird auch immer stärker. Andere Rüden interessieren mich nicht, wenn ich mal eine Spur verfolge. Auch mit diesem Zustand sind meine Zweibeiner nicht einverstanden, also suchen sie Hilfe bei einer Tierheilpraktikerin. Mein Herrchen ist skeptisch, schließlich glaubt er als Wissenschaftler nur dem, was seine Sinne (oder andere Messgeräte) erfassen und sein Verstand absegnet. Heilkunde ist für ihn was Unbegreifliches. Und trotzdem, nach einigen Behandlungen mit Hochpotenzen löst sich das Problem. Ich kann diese Alternative nur jedem nahelegen. Ein Besuch bei einem Tierheilpraktiker kann vor einem irreversiblen, chirurgischen Eingriff wirklich nicht schaden.

Sehen und begreifen

Unter den Kromibesitzern gibt es ein paar wirklich engagierte und hilfsbereite Seelen. Dazu zählt u.a. Britta Schmidt, die sich sehr viel Mühe macht, objektiv und sachlich Themen rund um den Kromi anzusprechen. Die Seite von Amelie, die wir auf dieser Homepage verlinkt haben, kann ich nur allen Interessierten empfehlen. Doch Britta belässt es nicht nur dabei, zu schreiben und zu informierten, sie kennt ebenfalls das Problem mit den Hundeschulen und der fehlenden Erfahrung mit Kromis. Also organisiert sie mit der Trainerin Monika Reinartz von der Hundeschule Teamwork Seminare zum Thema Leinenführigkeit. Inzwischen sind Frauchen und Herrchen von jeder Möglichkeit mit mir zu üben und weiter zu kommen so begeistert, dass es für sie keine Frage ist, an diesem Seminar Teil zu nehmen. So sind wir vom 11. bis 13.04.08 in Overath mit dabei.

Im Vorfeld bekommen wir Fragebögen zugeschickt, die meine Zweibeiner ausfüllen sollen. Da wird u.a. mein Verhalten in unterschiedlichen Situationen abgefragt, Probleme sollen beschrieben werden aber auch Erwartungen an die Veranstaltung. Das Seminar besteht aus theoretischen und praktischen (Übungen) Teilen, die sich mehr oder weniger abwechseln. Ich kann nicht alle besprochenen und geübten Situationen hier aufzählen, nur drei wesentliche Aussagen von Monika, die sich tief in das Gedächtnis meines Herrchen eingeprägt haben:

 

  • Es gibt keine Patentlösung für Probleme mit Hunden, da jeder Hund anders ist (diese These sollten vor allem alle Zuschauer diverser Fernsehsendungen zum Thema Hundeerziehung verinnerlichen). Nur durch Ausprobieren und Beobachten der Reaktion kommt man weiter. Jeder muss für sich (gemeint ist das Team, also Hund und Hundeführer) seinen eigenen, richtigen, funktionierenden Weg finden.
     
  • Wir Kromis sind im Vergleich zu anderen Hunderassen Ferraris, wir können von Null auf Hundert innerhalb eines Sekundenbruchteils beschleunigen. Dessen muss sich unser Hundeführer bewusst sein und die eigene Reaktionsgeschwindigkeit an diese Tatsache anpassen.
     
  • Der Hundeführer muss immer die Führung übernehmen, d.h. handeln statt zu lange überlegen. Hat unser Herrchen oder Frauchen keinen Plan, sind wir Hunde gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wobei das Anbellen uns dabei in den Genen liegt. Wie wenig Zeit zum Handeln bleibt, verdeutlicht der Vergleich mit dem Ferrari.

Obwohl es wie gesagt keine Patentlösungen gibt, so lassen sich doch rassenspezifisch gewisse Übungen ausprobieren. Wir Kromis sind sehr stark personenfixiert, also zeigt Monika auch meinem Frauchen, wie man bei Hundebegegnungen die Schleppleine einsetzen kann. Obwohl die Übung im Rahmen des Seminars wirklich gut klappt, bringt sie später nicht den gewünschten, dauerhaften Erfolg. Vielleicht liegt es auch schon daran, dass sich meine Verhaltensweise zu sehr verfestigt hat oder aber es ist für mein Team nicht die richtige Lösung. Doch trotzdem bringt uns dieses Seminar unwahrscheinlich weit nach vorne, weil uns einfach das eine oder andere Licht aufgeht. Wir fangen langsam an zu verstehen.

 


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