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Die Körung (Zuchttauglichkeitsprüfung)

Ein Ausflug in die Schweiz

Irgendwie beginnt alles recht harmlos, es ist ein ganz normaler Herbsttag, Mitte Oktober. Doch wir packen heute unsere Sachen und fahren für ein paar Tage in die Schweiz. Warum gerade Schweiz, warum Berge und nicht das Meer? Meine Zweibeiner erklären mir, dass sie was Wichtiges in der Schweiz zu erledigen haben. Dass sie außerdem noch planen, mit mir die Zuchttauglichkeitsprüfung (Körung) abzulegen, das erfahre ich erst sehr spät. Ich weiß nicht, ob sie mich damit nicht belasten wollten oder ob es nur eine Überraschung sein sollte.

 

Doch wenn ich so zurückblicke, dann hätte ich es mir eigentlich denken können. Denn warum sonst hätten sie mit mir auf dem Tisch das Zähnezeigen und das Anfassen durch fremde Personen üben sollen. Warum denn sonst ist mir beim Gesundheitscheck soviel Blut abgenommen worden. Ja, ich hätte es mir eigentlich denken können, dass sie was im Schilde führen. In Zukunft muss ich wachsamer sein!

 

Der Tag der Körung

Die Veranstaltung startet erst um 13 Uhr, doch wir sind schon um 11 Uhr vor Ort. Bereits gestern haben wir hier eine kleine Runde gedreht, Pferde, Gänse und die Katzen kennen gelernt. Herrchen führt mich heute sogar in die Reithalle hinein, dem Ort des Geschehens. Markieren am Eingang ist verboten, da passt er schon auf. Noch ist die Halle leer. Wir laufen ein paar Runden und machen ein paar Übungen, kleines Aufwärmtraining! Natürlich gibt es ein paar Leckerlies für mich.

Es dauert auch nicht lange, da kommt Herr Joos vorbei, denn es sind noch ein paar Dinge vorzubereiten. Nach einer kurzen Unterhaltung zwischen den Zweibeinern und ein paar Streicheleinheiten für mich ist noch ein Spaziergang angesagt. Bewegung beruhigt und meine Blase muss auch mal entleert werden.

 

 

Die Mitstreiter und die Zuchtkommission

 

Die Zeit der Zusammenkunft rückt näher. Zur Körung wurden vier Rüden angemeldet: Fairy von Mecla (o.l.), Konrad vom Isarflimmern (o.r.), Nemo vom Postillon (u.l.) und ich natürlich. Nemos Schwester Nikita vom Postillon (u.r.) ist die einzige Hündin, die heute angekört werden soll. Höflichkeitshalber hätte ich Nikita den Vortritt gelassen, doch die Rüden sollen sich zuerst präsentieren, so die festgelegte Reihenfolge.

Unsere Richterin ist Frau Rossier, ihr zu Seite stehen der Zuchtobmann Herr Beat Joos und Frau Claudine Gross. Ich sage nur: wie vor Gericht, die Richterin und ihre Schöffen.

 

Teil 1: Zählen, Wiegen, Messen

Wir kommen bereits als Zweite an die Reihe. Herr Joos ruft nur „Ayk“. Damit bin natürlich ich gemeint, denn einen anderen Ayk gibt es heute in der Halle nicht. Wir treten an den Tisch heran, in der Halle ist es ganz still. Herrchen ist total aufgeregt, ich höre sein Herz pochen und spüre es auch durch die Leine. Mir geht es nicht anders. Unsere Herzen rasen im Gleichtakt. Was für ein aufeinander abgestimmtes Team?! Oder sind wir nur Leidensgenossen?

 

 

Die volle Konzentration ist gefragt, denn Schwizerdütsch (oder auch Schwiizertüütsch) ist nicht einfach zu verstehen. Aber siehe da, alle bemühen sich nicht nur klar, deutlich und langsam, sondern auch noch Hochdeutsch zu sprechen. Ich muss sagen, die Schweizer sind richtig nett, ich habe sie in mein Herz geschlossen. Die Zweibeiner reichen sich kurz die Hand. Mir kommt es in diesem Augenblick eher wie Shakehands vor einem Boxkampf.

Wir schicken Frauchen auf die Waage, ihr Gewicht wird hier aber nicht verraten. Dann nimmt sie mich auf ihren Arm, die Körung gefällt mir. Jetzt heißt es aber noch mal wiegen. Das Ergebnis der ersten Prüfung steht fest: gewogen wird ein Kampfgewicht von 13,1 kg. Ab jetzt übernimmt wieder Herrchen die Leine und somit das Kommando. Ohne viele Worte geht es sofort auf den Tisch. Springen brauche ich aber nicht, ich werde hoch gehoben. Dieser Tisch ist klasse, richtig stabil und mit Kunstrasen bespannt. Zuhause habe ich auf einem wackeligen und rutschigen Campingtisch üben müssen.

 

Wer uns Kromis kennt, der weiß, dass wir nicht nur launisch, sondern manchmal ganz schön zickig sein können. Doch Frau Rossier kennt uns zur Genüge, sie meint nur: „Ruhig bleiben, den Hund loslassen, ich mache das schon.“ Kaum gesagt, schon getan, denn es geht auch direkt los. Ein Griff zwischen meine Beine. Huch, die Hoden werden abgetastet. Dann werden die Pfoten angeschaut und gestreichelt. Ihre Hände gleiten an meinen Beinen entlang, um sich schließlich in mein Fell zu vergraben. Wahrscheinlich soll die Muskulatur geprüft werden. Kein Problem, ich bin sowieso angespannt. Nur weiter so, das gefällt mir. Schon meine Rückenmuskulatur geprüft? Man merkt der Richterin die Erfahrung an, jeder Griff sitzt.

 

 

 

Nach dem Wiegen ist nun das Zählen dran. Ich soll meine Zähne zeigen. Gut, dass ich keinen Mundgeruch habe. Herrchen gibt das Kommando „mach Aaah“, so hat er es mir beigebracht. Warum? Das könnt Ihr im Beitrag der zweite Bildungsweg auf meiner HP nachlesen. Ich mache mein Maul auf. „Du hast aber viele Zähne“ meint Frau Rossier. Dass sie alle vollzählig sind, weiß ich ja bereits von meinem Tierarzt, doch ich glaube darum geht es hier nicht. Die Richterin will mich nur beruhigen, ihr wisst ja smalltalk – für die Gebildeten heißt das Konversation. Sind die Ohren auch o.K.? Ich bin viel zu aufgeregt, sie stehen etwas zur Seite. Das wird eine Einschränkung geben. Für mich ist das aber kein Problem, denn inzwischen versteifen nicht nur meine Ohren. Das Maßband kommt zum Einsatz. Also Metermaß auf meinem Rücken kenne und akzeptiere ich, aber was will man mit diesem Ding an mir? So geht es nicht, erst muss ich daran schnuppern! Man lässt mir die Zeit. Schließlich habe ich das Maßband für ungefährlich befunden, es darf benutzt werden. Gemessen werden 43 cm Widerristhöhe. Bei meinem Tierarzt waren es vor ein paar Wochen noch 44 cm, aber der benutzte keine Wasserwaage.

Ich darf nun vom Tisch runter, ich glaube das habe ich ganz gut gemacht. Jetzt geht es in den Ring. Gehen, Laufen, Stehen. Herrchen führt mich an der kurzen Leine, das Halsband gefällt mir gar nicht, die Dinger sollten verboten werden. Sie quetschen nicht nur den Kehlkopf, sondern können auch ein HWS-Syndrom bei uns Hunden verursachen. Wenn das der Tierschutz wüsste. Wo ist eigentlich mein tolles, gepolstertes Brustgeschirr? Wie? Heute weggepackt?!

 

 

Wir laufen gerade aus und wieder zurück, schneller und langsamer. Dann darf Herrchen mich nicht anschauen. Frau Rossier gibt uns Anweisungen. Sie ist die Regisseurin und wir die Leihenschauspieler. Herrchen verliert zunächst etwas die Orientierung, doch dann geht er aber zielstrebig entlang der Markierungen weiter, ich an seiner Seite. Man merkt uns an, dass wir noch nie im Ring gestanden haben, doch man ist mit unserer Leistung zufrieden. Anscheinend präsentiert wir uns wirklich gut. Wenn wir Abzüge in der B-Note bekommen, dann liegt es bestimmt nur am unrunden Gang vom Herrchen.

Nun muss ich stehen, dann sitzen. Mein Fell wird betrachtet, die Farbintensität, mein Kragen, die Fahnen, die Hose und der Schweif. Alles wird sofort notiert und protokolliert. Die Augen… Welche Form haben meine Augen? Wie auf Befehl komme ich näher an den Tisch heran und stelle mich an ihm hoch. Die Körkommission ist begeistert. Die Anerkennung tut wirklich gut, wie ein Balsam.

 

Inzwischen ist etwas mehr als eine halbe Stunde vergangen, doch ich habe es kaum gemerkt. Wir sind mit dem ersten Teil der Körung fertig und haben diesen bestanden. Wir dürfen nun zurück auf unseren Platz. Im Sitz betrachte ich nun die anderen Teams bei ihren Übungen. Zwischendurch bekomme ich eine kleine Stärkung und einen vollen Wassernapf zur Erfrischung. Ich lege mich hin und entspanne, denn jetzt heißt es Warten auf den zweiten Teil, die Wesensprüfung.

 

Teil 2: Die Wesensprüfung

Frauchen und Samira werden herbei gerufen, aber nicht nur sie, alle Menschen ohne Hund müssen helfen. Nemo darf den zweiten Akt beginnen, wir anderen schauen zu. Herrchen schluckt, so haben wir uns die Wesensprüfung nicht vorgestellt. Der Test hat es in sich. Jetzt nur die Ruhe bewahren und an die eigenen Stärken glauben. Wir sind als letzte an der Reihe, Herrchen zieht schon seine Jacke aus, anscheinend ist es ihm bereits beim Zuschauen warm geworden. Die Prüfung beginnt mit einem lockeren Gang durch eine Menschengasse. Wir haben genügend Platz, ich gehe gemütlich neben meinem Herrchen. Wir drehen uns um und gehen wieder zurück. Die gleiche Gasse, doch jetzt klatschen die Menschen, Herr Wist klappert mit Dosen, die er in einem Stoffsack hat. Die Dosen sind kein Problem für mich. Erneut drehen wir uns um. Herrchen spricht mit mir und ich bekomme zur Belohnung ein Leckerlie.

Ich schaue nach vorne, in diesem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit ist die Gasse geschrumpft. Sie ist aber ganz schön eng geworden. Wir gehen wieder durch, ich muss jetzt hinter Herrchen laufen, denn nebeneinander haben wir nicht genügend Platz. Ihr wisst bestimmt, was jetzt kommt. Klar, wieder umdrehen und erneut durch die Gasse. Diesmal wird wieder geklatscht und mit den Dosen Krach gemacht. Das wäre geschafft! Wieder Lob und Leckerlies vom Herrchen.

 

 

 

 

 

Die Menschen bilden nun einen Kreis, wir dürfen in die Mitte. Sie kommen zügig auf uns zu. Hallo, die machen gar nicht halt! Wer hat sich denn diese Choreographie ausgedacht? Ich bin der Meinung, das Drehbuch sollte an dieser Stelle unbedingt geändert werden. Dicht gedrängt stehen die Zweibeiner um uns herum, wie in einem vollbesetzten Bus. Es erinnert mich an die Szene mit den in Anzug gekleideten, mit weißen Handschuhen versehenen Bediensteten der japanischen U-Bahn, die den Gästen höflich in den Hintern treten, damit die noch enger zusammen rücken. Hoffentlich tritt keiner dieser aufdringlichen Zweibeiner auf meinen Schweif. Das ist mir schon öfters passiert. Ich kann Euch sagen, das tut ganz schön weh und kostet immer einen ganzen Büschel Haare. Der Kreis geht wieder auseinander, wir können aufatmen. Doch was passiert jetzt? Nicht schon wieder! Nun kommen die Zweibeiner klatschend wieder auf uns zu. Haben die nicht genug von diesen Spielchen? Ich schon! Herrchen macht die Beine etwas auseinander, schnell setzte ich mich dazwischen und schaue hoch oder besser gesagt ihn an. Ein paar beruhigende Worte aus seinem Mund, die ich trotz des Lärms vernehme, helfen mir auch durch diese Übung.

Meine letzte Prüfung heute heißt Begegnung mit einem gleichgeschlechtlichen Hund. Warum muss ich gegen Konrad laufen? Fairy wäre mir viel lieber. Nein, ich habe nichts gegen raue Kromis, aber Konrad ist so groß, so stark und fixiert mich schon den ganzen Tag. Herrchen, was soll ich machen? Lege doch bitte ein Wort für mich ein. Kein Wort?! Doch Konrad?! Ein Moment! Wiiiie…? Herrchen darf nicht splitten? Wer hat sich denn diese Übung ausgedacht? Wollte nur sagen, dass meine Hundetrainer mir diese Art der Hundebegegnung verboten haben. Gut, wenn ich ehrlich bin, haben sie es nicht wirklich verboten, sondern mir eher ausgeredet. Vor allem bei Hunden, die ich nicht kenne. Herrchen scheint aber entschlossen zu sein, er geht einfach los. Ich kann Konrads Atem spüren, als wir an ihm vorbeikommen, doch keiner von uns bellt. Es ist die erste Hundebegegnung im Rahmen des heutigen Wesenstests, die ohne Bellen endet. Herrchen ist stolz, ich auch! Doch die Übung ist noch nicht zu Ende! Wir müssen noch mal aneinander vorbei! Diesmal kann Konrad nicht an sich halten, meine Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Doch Herrchen hat wohl Watte in den Ohren, er geht einfach unbeirrt weiter. Dann verlangt er noch meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und ich beruhige mich wieder schnell.

Jetzt ist es aber so weit, wir haben es endlich geschafft. Eine tonnenschwere Last fällt von uns, wir atmen einmal tief durch. Oder ist es doch noch nicht vorbei? Herr Joos kommt schnellen Schrittes auf uns zu, er schüttelt meinem Herrchen die Hand und..... er gratuliert ihm. Hey, warum ihm? Ich bin doch der, der hier die Leistung erbracht hat und gekört wird! Wer gratuliert mir? Wir gehen zurück zu unserem Platz, wo meine Decke liegt und unser Rucksack steht. Nun werde ich aber ausgiebig von meinem Menschenrudel geknuddelt und beglückwünscht, alle loben mich. Tut das aber gut! Für soviel Aufmerksamkeit bin ich bereit, das Ganze zu wiederholen.

 

Die Körung ist vorbei, leider haben Nikita und Konrad es nicht geschafft, doch mit Fairy, Nemo und mir stehen ab heute drei weitere Rüden der Zucht zur Verfügung. Und ich glaube für alle drei sprechen zu können, wenn ich nun behaupte, wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn wir auch angefragt werden sollten.

Bis dahin bleibt mir nur eins, von den vielen Kromi-Damen zu träumen. Denn spätestens heute bin ich erwachsen geworden.

 

Die Initiativbewerbung

Zur aller letzt für alle interessierten Hündinnen noch mein Steckbrief mit einem Bewerbungsfoto.

Name:            Ayk vom fünfzinnigen
                            Hochzeitsturm

Geboren:        01. April 2006
                     in Darmstadt

Rasse:            Kromfohrländer

Fellart:          Glatt mittellang

Geschlecht:     Männlich

Wohnort:        Schwalbach / Saarland

Hobbys:          Spazierengehen und
                      mit meinen Zweibeinern
                      ausgiebig schmusen

 

Und wie geht es nun weiter? Falls sich eine nette Hundedame bei uns meldet und ich tatsächlich mal Papa werden sollte... gibt es bestimmt neue Bilder und Geschichten auf meiner Homepage. Schaut doch demnächst wieder rein und lasst Euch überraschen.
 


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