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Meine Wiese, mein Revier

Zerstörung von Lebensräumen, mein Aufruf zum Protest!

Während eines Besuchs im Altenheim habe ich bereits meine Fähigkeiten als "Therapiehund" unter Beweis stellen können. Zu diesem Zeitpunkt wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass mich auch mein Herrchen diesbezüglich brauchen könnte. Doch manchmal geht es ganz, ganz schnell.

Im Winter ist Herrchen auf Glatteis ausgerutscht und hat sich an seinen beiden Knien verletzt. Lange Zeit versuchte er, sich um die OPs zu drücken und stattdessen tonnenweise Schmerzmittel eingenommen. Dies war aber keine Dauerlösung, es musste was passieren. Wie Ihr auf dem Bild sieht, ist nun das eine Knie bereits operiert, das andere - zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe - ebenfalls.

Eigentlich wollte ich Euch berichten, wie toll und fürsorglich ich mit meinem Herrchen umgehe. Zwar darf er das Knie noch nicht voll belasten, doch der Arzt hat ihm ein wenig Bewegung verordnet (den Mann finde ich einfach spitze!). Also was liegt näher, als dass ich mein Herrchen zu meinem Spaziergang mitnehme. Natürlich achte ich darauf, dass er langsam geht und dabei nicht stürzt. Auch ein paar Pausen legen wir zwischendurch ein, schließlich darf sich mein Herrschen nicht überanstrengen. Eine gute Rehabilitation braucht eben Zeit, das weißt doch jeder Hund.

 

Ja, das sollte das eigentliche Thema meines Tagebucheintrags werden. Doch dann kommt alles ganz anders. Eines Tages machen wir uns zwecks morgendlichen Gassigangs auf den Weg zu unserer Wiese. Doch diese ist nicht mehr da, weg, verschwunden. Menschen mit großen Maschinen machen sich daran, die Felder umzupflügen. Statt saftigem Grün sehen wir nur noch rot-braune Erde. Weg sind die zahlreichen Trampelpfade, an deren Seiten wir unsere Nachrichten markierten, entlang denen wir den Spuren läufiger Hündinnen gefolgt sind. Wo sollen wir Vierbeine uns jetzt entleeren? Wo mit unserem Ball spielen, oder einem Stöckchen nachjagen? Wo mit unseren Frauchen und Herrchen üben? Noch nicht einmal eine kleine Runde mit einem Artgenossen kann man mehr drehen! Die wenigen Pfade, die übrig geblieben sind, reichen für alle Vierbeiner beileibe nicht aus. Sie sind so schmal, dass keine zwei Zweibeiner aneinander vorbei geführt werden können, ohne sich gegenseitig anzugiften.

Unser Lebensraum wird zerstört! Ohne uns zu fragen verschwindet eine Wiese nach der anderen. Geldgierige Zweibeiner denken nur an ihren Profit. Wir Hunde werden vergessen. Des Menschen bester Freund werden wir genannt. Ich frage Euch, geht man so mit seinen besten Freunden um? Nur weil es wieder mal Subventionen vom Staat gibt, weil Biogasanlagen zur Energiegewinnung bezuschusst werden, kommt eine neue Goldgräberstimmung auf, entdeckt der Mensch seine falsch gemeinte Liebe zum Ackerbau.

 

Kann sich keiner mehr erinnern, was in Amerika mit den Indianern passiert ist, wie im Amazonas Regenwälder auf Nie-mehr-Wiedersehen verschwinden, wie Gewässer vergiftet werden, wie Hunderte von Arten pro Jahr von der Erde verschwinden? Nur noch in Büchern kann man sie finden, nur noch auf alten Bildern bewundern. Über Leichen gehen skrupellose homo sapiens, um noch mehr bunte Scheine zu hamstern, noch größere Eigenheime zu bauen, noch schwerere und umweltschädlichere Autos zu fahren. Wozu das Ganze? Uns Hunden reichen ein kleiner Garten, ein Körbchen und etwas Zuneigung aus. Ohne Rücksicht auf Verluste wird von Euch die Natur zerstört, wichtige Lebensräume von Tieren und Pflanzen vernichtet. Wo vorher ein funktionierendes, vielfältiges Ökosystem existierte, entstehen Monokulturen, soweit das Auge blicken kann. Doch Monokulturen begünstigen Schädlingsbefall und beuten die Erde auf Grund einseitigem Nährstoffbedarfs aus.

Dass wir Hunde keinen Auslauf mehr haben, interessiert keinen. Sollen wir so enden, wie unsere armen und verhaltensgestörten Artgenossen in den Städten? Frust, Aggression und Ratlosigkeit machen sich bei uns breit. Noch größere Enge, noch mehr Stress fördern Verhaltensstörungen und ungewollte Zwischenfälle. Kein Wunder, dass wir dann austicken! Ihr drängt uns letztendlich in die "Kriminalität"! Ist das Eurer Ziel? Wollt ihr uns loswerden? Braucht Ihr uns nicht mehr? Haben wir nach Jahrtausenden aufopferungsvoller Treue ausgedient? Was haben wir Euch getan, als dass wir nun von Euch so behandelt werden?

Ich möchte an Euer Gewissen appellieren, macht Schluss mit der Ausbreitung von landwirtschaftlichen Ackerflächen. Lasst uns doch wenigsten ein paar Wiesen übrig, das ist doch nicht zuviel verlangt. Soviel Getreide und Fleisch könnt Ihr doch gar nicht essen, soviel Energie gar nicht verbrauchen, dass Ihr uns unsere letzten Lebensräume dafür stehlen müsst! Ich möchte alle Vierbeiner zum Protest aufrufen, lasst es Euch nicht mehr gefallen. Es geht hier um unsere Existenz. Wir wollen nicht in Reservaten enden! Wir sind als freilaufende Hunde geboren worden und wir brauchen auch die Freiheit, sonst gehen wir zugrunde. Zweibeiner, denkt bitte nach und wenigstens einmal auch an uns!

Die Weissagung der Cree, die wie wir ein Naturvolk waren, soll Euch an die Folgen Eurer Taten erinnern: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

Außerdem prophezeie ich Euch (frei nach dem Zitat von Häuptling Seattle* vom Stamme der Suquamish, 1854): Und wenn der letzte freilaufender Hund von der Erde verschwunden und die Erinnerung des Zweibeiners an ihn zur Legende geworden ist, dann werdet ihr keinen Freund mehr an Eurer Seite haben, der Euch in schweren Stunden tröstet, der Euch über alles liebt und verehrt, der Euch alle Sünden verzeiht und sein ganzes Leben nur dem Zwecke widmet, Euch bedienungslos und ohne Erwartung einer Belohnung in allen Lebensnöten beizustehen sowie Euch immer wieder zu gefallen.

* Das Bild vom Häupling Seattle (Hintergrund der Collage) ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
 


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