Unser neues Rudelmitglied Duschka’s Ankunft
Irgendwie schwebte das Interesse meiner Menschen an einem zweiten Kromi schon länger über mir, wie das Schwert über Damokles. Manchmal habe ich die Luft angehalten, manchmal das Problem einfach nur verdrängt. Doch als trotz zahlreicher Besuche im Zwinger vom fünfzinnigen Hochzeitsturm kein Vierbeiner aus dem B-Wurf und auch keiner aus dem C-Wurf bei uns eingezogen ist, glaubte ich mich in Sicherheit. Ich hoffte einfach, das Thema hätte sich erledigt. Auch als es zwischen Abby und mir mit dem Nachwuchs nicht geklappt hat, glaubte ich, das wäre der endgültige Sargnagel für die Idee einen Zuwachs zu bekommen. Dachte ich jedenfalls. Doch weit gefehlt!
Liebe Artgenossen, ich kann Euch nur warnen: unterschätzt Eure Zweibeiner nicht! Sie sind hartnäckig und hinterlistig. Einerseits erzählen sie Euch, wie toll Ihr seid, im selben Augenblick denken sie, wie schön ein zweiter Hund wäre. Sie schwören Euch die ewige Treue und denken sich schon Namen für den neuen Futterverwerter aus. So sind sie!
Doch es nutzt nichts, sich dagegen zu stemmen, schließlich geht irgendwann die Tür auf und der neue Liebling wird vorgeführt. Nichts ist vergänglicher als die Nr. 1 im Rudel zu sein (außer man sorgt selbst dafür, dass es so bleibt!).
Also Änderung der Taktik. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Schließlich habe ich einen Heimvorteil, ich bin schon sechs Jahre der Chef in diesem Haus, habe meine Menschen voll im Griff, verstehe jedes ihrer Kommandos (auch wenn ich sie nicht immer befolge), ich habe alle um den Finger gewickelt. Was soll mir also schon passieren? So eine Rotznase werde ich doch bändigen können. Ich muss nur ab dem ersten Augenblick unmissverständlich zeigen, dass das Spielzeug, die Liegeplätze, die Futternäpfe und das Sofa, einfach alles mir gehört.
Ich habe die Rechnung aber wohl ohne den Wirt gemacht. Am 23.08. wird Duschka abgeholt und ich bin nicht dabei. Kein Problem, ich werde noch meine Gelegenheit bekommen! Frauchen kommt als erste wieder zurück, von Herrchen und Kleinfrauchen keine Spur, auch nicht von der Kleinen.
Wir gehen Gassi. Super, das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und siehe da, kaum unterwegs treffe ich auf der Wiese Herrchen und Samira. Vor lauter Begrüßung merke ich gar nicht, dass Kleinfrauchen schon Duschka an der Leine hält. Und wisst Ihr was, die Neue ist nicht aufdringlich, sie springt mich nicht an, sie bellt und knurrt nicht. Also gehe ich kurz in ihre Richtung, sie dreht ab und beschwichtigt. Hat ihr Chiva das alles beigebracht? Einfach klasse. Also wenn das so bleibt, brauche ich nicht einzugreifen und mir auch keine Sorgen zu machen.
Es geht kurz über das Feld und dann schließlich in unseren Garten. Duschka zeigt Interesse an mir, doch das geht mir etwas zu schnell. Noch sind wir keine dicken Freunde, also bitte etwas Abstand halten! Sie versteht das. Endlich jemand, der mich auf Anhieb versteht. Der kurze Aufenthalt im Garten ist sonst kaum der Rede wert.
Nun geht es aber ins Haus, mein Territorium! Doch auch hier weiß sich Duschka zu benehmen. Einmal möchte sie in die Küche, da ist aber meine Schublade mit den Leckerlies. Ein kleiner Stubser reicht, sie hat verstanden, dass sie von meiner Vorratskammer wegbleiben muss.
So gut der Abend verlaufen ist, so anstrengend wird es aber nachts. Duschka wimmert viel und schläft kaum. Frauchen zeigt sich solidarisch, was bleibt ihr denn sonst übrig. Klar vermisst unsere Neue ihre Geschwister und die Mama. Aber deshalb so einen Aufstand zu machen? Man merkt sofort, ein Mädchen!
Der 24.08. verläuft eigentlich wie der erste Tag, nur Frauchen ist etwas sonderbar drauf. Kein Wunder, sie hat kaum ein Auge zugemacht. Duschka hat kein Problem, sie legt sich hin und schon schwelgt sie in ihren Träumen. Super, Herrchen hat nun Zeit mit mir einen langen Spaziergang zu machen. Als wir zurückkommen, ist die Kleine wieder fit und spielbereit, Frauchen sieht weiterhin gerädert aus.
Und wieder versucht Duschka Kontakt zu mir aufzunehmen. Also tue ich ihr den Gefallen und rieche etwas an ihr. Sie steckt ihren Kopf zwischen meine Beine. Ganz schön forsch, für mich aber kein Problem. Doch drei Sekunden reichen.
Am Abend liege ich neben Herrchen auf dem Sofa. Auf der anderen Seite hat sich unser Neuling breit gemacht. Herrchen meint, sie darf das. Na, wenn er es sagt, muss ich es wohl akzeptieren. Dann aber knabbert sie an meinem Ohr. Versucht sie, mir ein Ohrloch zu stechen? Ich weiß, dass Frauen in puncto Aussehen anders ticken als wir Männer, doch Ohrstecker oder gar Tunnels lehne ich strikt ab. Stellt Euch vor, als Nächstes will sie mir noch einen Nasenring verpassen.
Am 25.08. geht es wie so oft samstags zum Einkaufen oder wie meine Damen sagen zum Shoppen. Duschka ist natürlich sofort begeistert, ich finde das einfach nur langweilig. Deshalb bleibe ich auch lieber zuhause. Als sie zurück kommen, bringen sie mir ein Leckerlie mit, für einen Ball hat wohl das Geld nicht mehr ausgereicht. Das ist – ich habe es auch nicht anders erwartet – für Duschka‘s Kostüm drauf gegangen. Ein neues Geschirr musste es sein, Maßanfertigung, wahrscheinlich von Dior oder von Lagerfeld. Und als wäre dies nicht schon genug, dann auch noch die passende Leine, ebenfalls in Rot. Ich habe mich als Welpe mit einem einfachen Halsband von der Stange begnügt. Aber so sind sie eben die Damen, da brechen noch ganz harte Zeiten für mich an.
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