Erbarme, zu spät, die Hesse komme
Hallo Mama, schon lange nicht mehr gesehen. Erkennst du mich noch? Ich bin es, Spiralchen, dein Drittgeborener. Jetzt heiße ich Ayk. Ich rieche bestimmt noch wie früher, oder? Wie ich so groß geworden bin? Ganz einfach, Rohkost, rohes Fleisch, ein ganzer Kerl dank... vernünftiger Ernährung. Und als Nachtisch gibt es immer viele Streicheleinheiten.
Hallo Akira, Schwesterchen. Wie es mir ergangen ist in den letzten Wochen? Schau mir in die Augen, Kleines... und du siehst einen sehr glücklichen Kromi. Sieh dich um: mein Haus, mein Garten, mein Menschenrudel... Kann es ein Hund besser treffen? Aber lass uns lieber spielen.
Mama ist immer noch sehr misstrauisch. Sie schaut sich alles an, sie beobachtet, sie prüft kritisch. Wenn es sein muss, auch zweimal. Schließlich geht es hier um ihren Jungen. Ist der Garten groß genug? Und was machen hier diese seltsamen Wesen? Wie? Meerschweinchen? Wo ist das Meer? Und wie Schweinchen sehen sie auch nicht aus. Außerdem sind sie scheu, verschwinden immer in ihrem Häuschen, wenn man sie begrüßen will. Von einer guten Sozialisierung keine Spur.
Kaum aus dem Garten im Haus angekommen, stürzen sich Mama und Akira auf mich. Mit geballter Frauenpower werde ich brutal zu Boden geworfen. Beide stehen über mir und beißen mich an den Pfoten. Zwei gegen einen, das ist unfair. Tierschützer, wo seid ihr? Ich werde gequält. Hilfe!
Mama und Akira wollen auch wissen, was ich von meinem neuen Menschenrudel zum Fressen bekomme. Frauen sind eben neugierig. Und ob es genug ist, denn Mamas Meinung nach könnte ich ein paar Gramm mehr auf den Rippen schon vertragen. Mama vermisst den Babyspeck an ihrem kleinen „Bernhardiner“. Mein Frauchen Sabine hat Verstärkung angefordert, denn heute sind drei Hunde zu versorgen und die haben einen Mordshunger.
Na dann mal los an die Bouletten. Rohes Rinderhack mit Gemüse, gemahlenem Getreide und Kräutern. Mama und Akira schlecken ihre Töpfchen leer und ich mache es ihnen gleich. Scheint zu schmecken, jedenfalls gibt es von den Damen kein Gemeckere. Und das soll schon was heißen.
Nach dem Fressen wird mein Spielzeug inspiziert. Ist es welpengerecht, hält es auch extreme Belastungsproben und Zerreißversuche aus? Scheint ganz zu bleiben und es gibt sogar Laute von sich. Es ist schön weich, wenn man darauf kaut, und groß genug auch für zwei Hunde.
Na, sollen sich die Beiden um den Stoffhund kümmern, ich habe was Wichtigeres zu tun, Streicheleinheiten abholen. Schließlich bin ich immer noch so verschmust wie früher. Besonders gerne mag ich es hinter den Ohren und unter dem Kinn gekribbelt zu werden. Auch eine Bauchmassage finde ich toll.
Eine saarländische Spezialität ist das Schwenken. Wie, ihr habt noch nichts davon gehört? Kulturlücke! Es werden vorher eingelegte Fleischstücke auf einem Rost über der Glut oder der Flamme geschwenkt. Dabei kann man sich unterhalten und auch mal ein Bier trinken. Jede Familie hat ihr eigenes Geheimnis, das Würzen, das Holz, die Rosthöhe, die Schwenkgeschwindigkeit. Alles eine Wissenschaft für sich. Übrigens die größte Beleidigung für einen Saarländer ist es, wenn man über ihn behauptet, dass sogar sein Vater schon nicht schwenken konnte.
Mama und Akira auf der Suche nach meinem Körbchen. Sie haben zwar gehört, dass es groß sein soll, doch das wäre doch etwas übertrieben. Meine Damen, wo bleibt euer Sinn für die Realität? Ist das ein Körbchen? Sieht es annähernd so aus?
Akira hat es doch noch gefunden und sich sofort reingelegt. Weiber! Garten, Fressen, Spielzeug all das hat nicht ausgereicht, jetzt auch noch mein Körbchen. Fragen hättest du vorher schon können. Und zickig ist sie auch noch, als ich versuche mich ebenfalls rein zu legen.
Doch Mamas und Akiras Menschenrudel wollte noch mehr vom Saarland sehen. Also sind wir am nächsten Tag nach Saarlouis gefahren, der heimlichen Hauptstadt an der Saar. Spazieren gehen sowie an Geschäften vorbei schlendern waren angesagt. Und das Essen nicht vergessen, denn guter Speis und Trank sind im Saarland wichtig. Wir Hunde haben uns natürlich super brav benommen, wie immer.
Wir haben aber auch Spaziergänge direkt bei uns im Wald unternommen. Auf diesem Bild sieht ihr uns an der Freilichtbühne. Im Sommer werden hier Theaterstücke vorgeführt oder auch Filme auf einer riesengroßen Leinwand gezeigt. Leider kommt man schlecht an die Karten, da die Vorstellungen fast immer ausgebucht sind.
Und damit ihr nicht meint, ich hätte mir immer von den Frauen alles gefallen lassen, hier das Beweisfoto. Kaum habe ich Akira alleine erwischt, habe ich ihr gezeigt, wer hier der Herr im Hause ist.
Nachdem ich Akira die Ohren langgezogen habe, konnte man sich wieder dem Spielen zuwenden. Toben kann man natürlich am besten im Garten. Also los, meine Damen, wer macht die schönste Pose fürs Fotoalbum?
Doch auch die schönste Zeit hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei). Die Heimfahrt ist angesagt. Noch schnell knuddeln und streicheln, vorher kommt hier keiner weg. Schließlich werden wir uns wieder ein paar Wochen nicht sehen.
Und da sind sie einfach weg, nach Hause gefahren. Nicht, dass es mir schlecht gehen würde, doch so mit Mama und Akira zu spielen, das macht riesig Spaß. Erinnert mich an meine Kinderstube in Darmstadt. Was wohl meine anderen Geschwister machen? Und wann sehe ich Mama wieder? Vielleicht kommt sie mich irgendwann nochmal besuchen. Doch dann werden sie und Akira länger bleiben. Das mussten sie mir heute versprechen.
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