Die Flucht oder „gesprengte Ketten”
Die neue Nachricht schlägt ein wie eine Granate: Meine Mama erwartet ihren zweiten Wurf. Ich muss unbedingt zu ihr. Bisher ist es noch keinem gelungen, aus diesem Gefangenenlager zu fliehen. Und das obwohl die meisten von uns richtige Ausbruchspezialisten sind. Wir müssen uns beraten. Die neue Situation zwingt uns, neue Wege zu gehen. Der Plan lautet: eine große Flucht, wir brechen alle auf einmal aus!
Wir graben einen Tunnel. Die Aufgaben sind klar verteilt. Während Luna (der Tunnelkönig) und Sissi (Big X) bereits im Graben über reichlich Erfahrung verfügen (Lunas Ausgrabungen sind beachtlich!), bin ich (der Bunkerkönig) für die Planung und das Ausspähen verantwortlich.
Nach dem Ausbruch ist es für uns wichtig, nicht aufzufallen, wir müssen uns tarnen. „Luna, ich glaube an der Verkleidung müssen wir noch arbeiten. Dieses Model ist nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt habe.“ Doch ich muss zugeben, die Hose passt und sieht richtig sexy aus.
Und dann ist es endlich so weit. Leider ist der Tunnel zu kurz gegraben geworden. Die Wachen entdecken uns früher als es uns lieb sein kann. Schnell kommen sie uns auf die Spur und versuchen uns zu stellen. Die Verfolgung beginnt. Da hilft nur eins, nichts wie weg, bevor man mich erwischt!
So eine Flucht ist ganz schön anstrengend. Die Notration, die ich mitgenommen habe, war zu knapp bemessen und deshalb auch schnell verbraucht. Der Magen knurrt, der Hals ist trocken. Wenigstens finde ich hier eine kühle Erfrischung.
Doch ein Unglück kommt selten allein. Nicht nur, dass ich mir meine Pfoten wundgelaufen habe und jetzt einen lästigen, ja hinderlichen Verband tragen muss, auch sind meine Straßenkarten falsch. Oder aber ich kann sie nicht richtig lesen. Statt nach Darmstadt zu gelangen, bin ich nun noch weiter vom Ziel entfernt. Irgendwie bin ich über die Grenze nach Luxemburg gelangt. Ohne Sprachkenntnisse wird es jetzt noch schwieriger werden, den richtigen Weg zu finden. Oder kann irgendjemand von Euch diese Beschilderung entziffern oder gar lesen?
Ich kann nicht mehr, muss mich kurz ausruhen. Eine kleine Pause ist angesagt. Ein verlassener Wohnwagen bietet mir für ein paar Tage genügend Schutz und einen Dach über dem Kopf. Es ist ein unauffälliges Versteck, hier wird mich keiner meiner Verfolger vermuten. Ich hoffe nur, dass ich noch rechtzeitig zu meiner Mama kommen werde.
Die Einrichtung ist spartanisch. Doch das Bett ist weich, der Schlafsack hält in den Nächten warm. Und wenn es noch kälter werden sollte, kann ich immer noch den Gasheizer einschalten. Im Kühlschrank, Ihr werdet es nicht glauben, finde ich auch noch etwas Leckeres, was meinen Hunger wenigstens teilweise zu stillen vermag. Also es ist kein Fünfsternehotel, aber für einen Kromi auf der Flucht vollkommen ausreichend. Heute ist mein Glückstag.
Werde ich den richtigen Weg nach Darmstadt finden? Komme ich rechtzeitig an? Wie geht es meiner Mama?
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