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Der, Die, Das...
der vierte Streich

Drei Jahre sind es her, da besuchte der Storch den Zwinger vom fünfzinnigen Hochzeitsturm und hinterließ sechs kleine Fellnasen. Seitdem ist viel Wasser die Saar runter geflossen. Aus Welpe Chiva ist eine junge Dame geworden, die sich nun anschickt die Zwingertradition fortzuführen. Und damit ich zum Welpenbesuch nicht mehr so weit fahren muss, ist sie mit Ihrem Menschenrudel sogar ins Saarland umgezogen.

Irgendwie habe ich ein déjà vu. Da war doch was, etwas, was ich schon seit meinen Kindheitstagen nicht ausstehen konnte. Wie heißt doch wieder dieses Wort, das Unwort schlecht hin... WARTEN. Warten auf Geschenke, warten auf den Spaziergang, warten auf das Futter, warten auf die Spielstunde. Nun strapaziert Chiva unsere Nerven. Eigentlich ist der berechnete Wurftag schon vorbei, doch wir warten immer noch auf ihren Nachwuchs.

Und dann ist es endlich so weit. Am 18. Juni, spät abends geht es los. Die D's schieben sich einer nach dem anderen durch den Tunnel und erblicken das Licht der Welt. Sieben Zwerge, drei Mädels und vier Jungs. Doch was sich zunächst so positiv anhört, hat leider einen kleinen, bitteren Nachgeschmack. Denn nun dürfen wir uns wochenlang nicht mehr mit meiner Ziehfamilie treffen.

Meine Menschen machen sich am 14.07. zu ersten Mal auf, um die kleinen Fellnasen zu sehen. An diesem Tag heißt es: "nur anschauen, nicht anfassen". Die Welpen sind erst knapp vier Woche alt. Mein Herrchen erzählt mir, dass sie noch winzig klein sind und so zerbrechlich aussehen. Überhaupt fällt mir an diesem Tag auf, dass meine Menschen nach dem Besuch bei Chiva so viel von den Kleinen reden, auffällig viel. Aber kein Wunder, sie sind ja soooo süß.


Am 20.07. fahren sie wieder hin und ich muss wieder das Haus hüten. Blödes Spiel! Auch ich würde gerne die sieben Zwerge mal sehen, sie beschnuppern, sie begrüßen. In diesem Alter sind sie wenigstens noch nicht so aufdringlich. Doch meine Ziehmama sagt, es wäre noch zu früh. Also warte ich mal wieder und lasse mich überraschen, was meine Menschen heute zu berichten haben.

Kaum angekommen, die Schuhe aus, die Hände desinfizieren und dann rein ins Gehege. Die Kleinen warten schon. Herrchen, Frauchen und Kleinfrauchen haben keine Chance, sie sind den Winzlingen zahlenmäßig unterlegen. Und wenn mal ein Schoß unerwartet frei werden sollte, da ist ja auch noch Chiva da, die die Einladung dankend annimmt.


Die Mädels schmeicheln sich an, an erster Stelle Aschenputtel. Sie macht auch gleich die Runde. Mal schläft sie bei Herrchen auf dem Arm, mal zwischen Samiras Beinen. Früh übt sich, was später mal Rudelführer werden will. Als ich meine Menschen wieder zu Hause begrüße, geben sie mir ein Geschenk. Sie haben mir ein Handtuch mitgebracht. Ein Handtuch? Was soll ich damit? Also zuerst eine olfaktorische Prüfung. So viele Gerüche, da muss ich mir richtig Zeit lassen, Millimeter für Millimeter, alles wird abgeschnuppert.


Bekanntlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Am 26.07. hat Samira Geburtstag und sie wünscht sich als Geschenk, die Welpen besuchen und knuddeln zu dürfen. Zwar habe ich heute keinen Geburtstag, doch diesmal darf ich mit. Ich bleibe ganz locker, schließlich bin ich nicht ganz unerfahren. Der C-Wurf hatte schon das zweifelhafte Vergnügen, Onkel Ayk in der Welpenstube kennen zu lernen. Die D's bereiten sich richtig vor (vor allem die Damen!), zuerst wird kräftig gefuttert, dann noch ein großer Schluck aus der Pulle genommen und ein Stündchen Schlaf kann auch nicht schaden.


Doch kaum wach, wird sofort tief in die Spielkiste gegriffen. Ob ein Geschwisterohr, ein Strumpf oder ein Ball, Hauptsache man kann toben, raufen oder bekommt die gewünschte Aufmerksamkeit der Zweibeiner. Noch haben sie mich nicht entdeckt, noch kann ich alles aus der Ferne beobachten. Doch man sollte die Winzlinge nicht unterschätzen. Während Espania mich gerade erblickt,...


ist Aschenputtel bereits bei mir. Der Zaun schützt mich, also traue ich mich einen Schritt näher ran. Natürlich ganz vorsichtig, damit die Kleine keine Angst bekommt. Doch von wegen Angst, sie kommt ganz nah zu mir und wir beschnuppern uns schließlich Nase an Nase, fast wie die Eskimos. Ich glaube es kaum, so kenne ich mich nicht, irgendwann bin ich selbst im Gehege. Ein Blick in den Tunnel, aber da ist keiner mehr drin. Vielleicht ist den Welpen der große, unbekannte Hund doch nicht ganz geheuer. Sie ziehen die zweibeinigen Spielgefährten meiner einer vor.


Am 02.08. darf ich wieder mit. Wenn wir von den Besuchen auf dem Nachhauseweg sind, bin ich immer so müde, dass ich nicht mitbekomme, worüber sich meine Menschen unterhalten. Klar fällt zuhause mal hier oder da eine Bemerkung, doch es ist nichts Ungewöhnliches dabei. Die Welpen sind süß, keine Frage. Wie ich mitbekommen habe sind sie auch vergeben. Bald verlassen sie den Zwinger und dann kehrt wieder Ruhe ein. Kein Grund zur Beunruhigung. Oder doch?!


Heute ist der 07.08. und Susanne, meine Hundetrainerin, ist mit dabei. Schön, dass sie mitkommt. Ich wusste gar nicht, dass sie sich auch für einen Welpen interessiert. Schließlich hat sie ja schon Athena und Pippa. Im Gehege treffen wir Espania und Aschenputtel an. Wo sind die anderen? Schon weg, bei ihren neuen Familien? Dafür sind sie doch noch zu jung. Alle beschäftigen sich mit den Welpen, ich darf zuschauen und passe natürlich auch auf. Links und rechts in den Nachbargärten ist nichts los. Dieser Besuch macht mich nachdenklich. Irgend etwas läuft hier, wovon ich noch nichts weiß.

Kaum entsteht dieser Gedanke in meinem Kopf, da kommt schon die Antwort auf meine Frage. Es wird gerade darüber diskutiert, welcher Welpe am Besten zu mir passt, Aschenputtel oder Espania. Langsam, langsam, noch einmal zum mitschreiben: wir wollen einen der Welpen bei uns aufnehmen? Leute, ihr habt doch schon einen Hund, für einen weiteren Futterverwerter ist kein Platz! Wäre ein weiteres Kind vielleicht nicht doch die bessere Alternative? Nur nichts überstürzen, das muss ausführlich diskutiert werden! Meine Argumente sind noch nicht angehört worden..

Kaum habe ich mich von dem ersten Schock erholt, da platzt schon die zweite Bombe. Sie soll Duschka (Anmerkung der Redaktion: übersetzt Seelchen) heißen. Also ist schon der Name ausgesucht und ich habe davon nichts mitbekommen. Hat man heimlich darüber gesprochen? Wo war ich zu diesem Zeitpunkt, dass es an mir vorbei gegangen ist? Ich werde mal darüber schlafen müssen. Das muss ich zuerst verdauen, schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste. Soviel Stress schadet meinem Wohlbefinden.

Der Tag der Entscheidung naht. Ich fühle mich ganz schön K.o., habe eine lange und anstrengende Woche hinter mir. Doch obwohl ich vehement und mit allem Nachdruck meinen Standpunkt erläutert und vertreten habe, keine Chance. Die Entscheidung ist gefallen. Bald haben wir einen zweiten Vierbeiner im Haus. Nur für das Protokoll: ich war strikt dagegen.

Am Wochenende habe ich schließlich kapituliert. Nein, eigentlich muss ich zugeben, dass je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, umso mehr gewöhne ich mich an den Gedanken. Montag, es ist der 13.08., doch die 13 empfinde ich nicht mehr als Unglückszahl. Die Entscheidung ist gefallen, nächste Woche sind wir zu zweit und dann mischen wir Kromis den Laden so richtig auf. Vorbei die Zeit des faulen Herumliegens, es kommt wieder Leben in die Bude!

Wie, ich habe noch was vergessen? Auch so, Ihr wollt wissen, welche der beiden Damen nun kommt? Ganz schön neugierig! Soll ich es spannend machen und die Frage erst im nächsten Bericht beantworten? Gut, gut, es war mal ein Versuch. Also nach langem hin und her, nach Abwägung aller Argumente, dem ständigen Hinterfragen, welche besser zu mir passt, ist die Entscheidung gefallen.

The winner is...

Ja, es ist Espania, die demnächst unseren Alltag bereichern wird.
 


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