Meine Eltern und die Zeit vor meiner Geburt
Das Menschenrudel meiner Mama hat sich entschieden, vielen Kromiliebhabern eine Freude zu machen, meine Mama soll Nachwuchs bekommen. Der Zwinger „vom fünfzinnigen Hochzeitsturm“ wird in die Züchterliste aufgenommen. Am 31.01.06 findet dann die Hochzeit meiner Eltern Daika vom Buechholz (meine Mama, rechts) und Axel vom Wanderuper Ring (mein Papa, links) statt. Es ist Liebe auf den ersten Blick.
Am 10. Februar ruft abends eine Familie aus dem Saarland an. Sie hätten die Züchterliste heute bekommen und wollen sich informieren. Doch keiner außer meiner Mama weiß, ob es tatsächlich geklappt hatte. Also wird auch dieser Familie erklärt, nach dem 20. Februar könnte man vielleicht mehr sagen.
Eine andere Züchterin erzählt der Familie noch am gleichen Abend, dass es bei den Kromfohrländern Unterschiede gibt, Gattlang-, Glattkurz- und Rauhaar. Warum wissen die Leute aus dem Saarland das nicht? Sie werden auf eine Kromiwanderung nach Brühl eingeladen, wo sie auch noch am gleichen Wochenende trotz der weiten Anfahrt tatsächlich erscheinen.
So eine Wanderung ist übrigens toll. Man kann viele unterschiedliche Kromis sehen und auch mit den Züchtern sprechen. Für Hundeliebhaber gibt es da aber ein Problem, es besteht eine Ansteckungsgefahr. Die Krankheit heißt KS (Kromfohrländer-Syndrom). Sie ist sehr gefährlich. Eindeutige Symptome sind ständige Gedanken an Kromis und ein unstillbares Verlangen nach neuen und weiteren Informationen. Hoffnung auf eine Heilung besteht für den Betroffenen kaum.
Der erste Tag nach dem 20. ist der 21. Februar. Und wieder ein Anruf aus dem Saarland. Mamas Frauchen ist aber nicht zu Hause. Am 22. wieder ein Anruf und wieder die gleiche Antwort. Ganz schön aufdringlich diese Menschen. Der dritte Anruf am 23. ist erfolgreich. Die Menschen haben sich inzwischen vorbereitet und ein wenig informiert. Hatten schließlich einige Tage Zeit dazu. Sie haben nicht nur mit anderen Züchtern gesprochen, sondern sogar das Buch „Kromfohrländer“ bereits gelesen. Doch auch an diesem Tag bekommen sie auf die Frage, ob es geklappt hatte, keine klare Antwort.
Beim nächsten Anruf aus dem Saarland eine Woche später sprechen alle Anzeichen für einen erfolgreichen Deckakt, obwohl man es unserer Mama noch nicht ansieht. Mamas Frauchen möchte die Menschen aus dem Saarland kennen lernen. Die Familie, die so lästig ist und ständig anruft, soll am 12. März in Darmstadt erscheinen.
Der 12. März, der Besuch ist tatsächlich gekommen, zwei Erwachsene und ein Kind. Meine Mama wartet schon vor dem Haus, zuerst ein Spaziergang in den Wald. Das Mädchen Samira darf meiner Mama den Ball zuwerfen und ihr Leckerlis geben, während sich die erwachsenen Menschen über Ernährung und sonstige Dinge unterhalten. Wir Hunde sagen dazu, die beschnuppern sich. Meine Mama zeigt sich nur von ihrer besten Seite, sie ist voller Energie, gehorsam und aufmerksam. Nach dem Spaziergang sitzen die Menschen noch im Haus, trinken Kaffee und essen Kuchen. Und dann fahren die Besucher nach Hause. Kommen sie wieder?
Mamas Bauch wird in den nächsten Tagen runder, wir Kleinen wachsen und haben immer weniger Platz. Die Spaziergänge sind nun beschwerlicher. Auch das Ballspielen macht unserer Mama keinen Spaß mehr. Doch statt der nötigen Ruhe klingelt ständig das Telefon. Immer wieder rufen Menschen an und wollen wissen, wie es unserer Mama geht. Und dann noch diese ständigen Besuche. Mama versteht es nicht, warum sich nun so viele völlig Fremde für sie interessieren.
Die Geburt in die Zeit bis zum ersten Besuch
Heute ist der 1. April. Da wir Kleinen alle sehr lustig drauf sind und das Menschenrudel unserer Mama immer nervöser und ungeduldiger wird, haben wir uns entschieden, heute auf die Welt zu kommen. Unsere Mama macht das wirklich gut. Einer nach dem Anderen erblicken wir das Licht der Welt. Ich bin bereits als Dritter dran. Direkt nach mir kommt Flügelchen, dann lässt Spiegelchen etwas auf sich warten. Erneut legt Mama eine Pause ein, bevor es weiter geht. Die zwei Mädels, die nun kommen, mussten sich wahrscheinlich zuvor noch hübsch machen. Nachdem ich abgenabelt und abgeleckt worden bin, entdecke ich an Mama eine Stelle, an der ich saugen kann. Da kommt etwas raus, was so einmalig toll schmeckt. Später erfahre ich, dass es Milch ist. Die bekomme ich von meiner Mama nicht nur heute, sondern auch noch die nächsten Wochen.
Wir sind acht Welpen, fünf Jungs/Rüden (R) und drei Mädels/Weibchen (W). In der Reihenfolge unserer Geburt werden wir von Mamas Menschenrudel Kleeblättchen (R), Schneeweißchen (W), Spiralchen (R), Flügelchen (R), Spiegelchen (R), Schmetterlingchen (W), Belchen (W) und Fleckchen (R) genannt. Habt Ihr mich auf dem Bild erkannt? Ich bin der Vierte von links, auf meinem Rücken ist eine kleine Spirale zwischen den dunklen Malen erkennbar.
Leider dauert die Freude in unserem Zwinger nur kurz an. Bereits zwei Tage nach der Geburt stirbt unser Brüderchen Spiegelchen. Wir Welpen verstehen noch nicht, was da passiert ist, doch wir spüren, dass Mama und ihr Menschenrudel sehr traurig sind.
Zwei weitere Tage später weicht die Trauer um Spiegelchen langsam der Freude darüber, dass es uns restlichen Welpen gut geht und dass wir allmählich an Gewicht zunehmen. Wir trinken und schlafen sehr viel. Auch Mama erholt sich langsam vom Stress der letzten Tage.
Kaum sind wir auf der Welt, schon wollen uns alle sehen. Doch das geht nicht. Das Risiko sich mit Krankheitserregern anzustecken ist für uns Welpen einfach zu groß. Also können wir abgesehen von den regelmäßigen Telefonanrufen die ersten Wochen gemütlich im Kreis der Familie und Mamas Menschenrudel verbringen. Wir werden sehr verwöhnt. Man wiegt uns, macht uns sauber, massiert unsere kleinen Bäuchlein, redet viel, schmust und knuddelt uns. Ach wie herrlich! Schneeweißchen ist die erste, die anfängt zu klettern. Ihr erster Gipfel ist Mamas Bauch. Fleckchen macht als erster seine Äuglein auf. Drei Wochen nach der Geburt versuchen wir, die ersten wackeligen Schritte zu tun.
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