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Der Zuchtantrag

Unerträgliche Wochen des Wartens

Die nächsten Tage sind von vielen Telefongesprächen geprägt. Meine Zweibeiner sind aus dem Häuschen. Klar ist das Ziel der Körung eines Rüden, dass er mal zum Einsatz kommt, dass er für Nachwuchs sorgt. Doch nach der Entwicklung der letzten Monate war ein leichter Zweifel aufgekommen, besonders bei meinem Frauchen. Nun aber hat uns wieder das Fieber gepackt. Und jetzt sind wir sogar mitten drin, statt nur dabei. Die Neugier scheint grenzenlos zu sein. Ich selbst frage mich, warum alles so kompliziert sein muss. Welche Rüden sollen auf den Zuchtantrag? Reicht meine Wenigkeit nicht aus? Wie sieht es mit Verwandtschaft, wie mit der Gesundheit der Kandidaten aus? Warum soviel Mühe, Abby will doch bestimmt nur mich.

Am 09. Oktober ist es dann endlich so weit. Karin, Abby’s Frauchen, hat sich entschieden, der Brief wird eingeworfen, der Zuchtantrag ist somit abgeschickt. Nun beginnt für alle die endlos scheinende Zeit des Wartens. Tag darauf fahren meine Menschen nach Baden-Württemberg jemanden besuchen. Leider darf ich nicht mit, einer der Zweibeiner hat Tierhaarallergie. Schnell und spontan treffen sie die Entscheidung, einen kleinen Abstecher nach Karlsruhe zur Körung zu machen. Und da trifft mein Herrchen und mein Minifrauchen meine Abby mit ihrem Frauchen. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich irgendwie ins Auto geschmuggelt, wäre mitgefahren. Das verzeihe ich meinem Herrchen nie!

Noch bleibt der Zuchtantrag ein kleines Geheimnis. Bis die Antwort vom Rassezuchtverein kommt, soll keiner erfahren, welche Rüden beantragt worden sind. Unter diesem Gesichtspunkt ist es vielleicht sogar besser, dass ich nicht dabei bin. Ich kann nämlich keine Geheimnisse für mich behalten. Mein Herrchen jedenfalls liest aus einem Gesicht, wie aus einem Buch. Und bei all den jungen und stolzen Rüden würde ich bestimmt der Versuchung erliegen, ihnen die frohe Botschaft mit Genuss auf die Nase zu binden. Nein, angeben liegt mir fern (so fern wiederum auch nicht), doch was ist gegen eine geschwellte Brust zu sagen, was gegen eine klitzekleine  Bemerkung, dass Abby mich als Partner ausgewählt und ihr Frauchen mich auf den Zuchtantrag aufgenommen hat? Da würden sie aber alle schauen und lange Gesichter machen!

Die Zeit vergeht nur langsam. Ihr glaubt mir nicht, wie lange sich so ein paar Wochen ziehen können. Immer wieder heißt es, noch keine Antwort. Ich frage mich, was daran so schwer sein kann, warum soviel überlegt werden muss. Kann keiner unsere Ungeduld verstehen? Es reichen nur zwei Buchstaben ein J und ein A. Und schon wäre die Anspannung vorbei. Schließlich hat sich Abby’s Frauchen schon so viele Gedanken gemacht. Aber nein, der Zuchtausschuss muss entscheiden. Er besteht derzeit aus drei Mitgliedern, jeder von ihnen muss seine Stellungnahme abgeben. Erst dann trifft der Zuchtleiter die Entscheidung. Zweibeiner können ganz einfache Dinge so wahnsinnig kompliziert machen.

Auch am 03. Dezember liegt noch keine endgültige Entscheidung vor, doch bis zum 05. soll es endlich so weit sein. Dann braucht die Post auch noch etwas. Also noch ein paar Tage voller Ungeduld. Herrchen hat wie immer sein Handy dabei. Der Rechner bleibt an, es könnte ja eine e-Mail kommen. Ich selbst bin völlig entspannt, denn ich bin der personifizierte Optimismus, auch wenn mein Herz vor Aufregung pocht.

Am 07. Dezember klingelt das Telefon, es ist Karin. Ein Brief von der Zuchtbuchstelle ist gekommen. Gespannt wartet Herrchen am Telefon, beide haben vereinbart, den Bescheid gemeinsam zu lesen. Der Umschlag wird geöffnet, Karin liest vor, Herrchen hört zu, ich spitze meine Ohren. Ob Abby auch zuhört? Dann kommt die entscheidende Stelle. Der Zuchtantrag wird grundsätzlich genehmigt, aber nicht alle beantragten Rüden. Diese werden in der Reihenfolge der Zuchtbuchnummer untereinander aufgeführt. Neben jedem Namen steht entweder „abgelehnt“ oder „keine Einwände“. Und bei mir?! Ja, ich habe es geschafft, Abby darf mich im Frühjahr besuchen kommen, der Zuchtausschuss bewilligt diese Verpaarung. Ein happy end, nach wochenlanger Tortour. Meine Zweibeiner können nun auf den erfolgreichen Zuchtantrag angestoßen. Und ich gehe wieder leer aus?! Nein, Herrchen hat was ganz besonders Leckeres für mich.

Kaum aber liegt die Genehmigung vor, so fängt die nächste Phase des Wartens an. Nun ist Abby gefragt, wir alle warten auf ihre Läufigkeit. Man kann es nicht so genau vorhersagen, doch wahrscheinlich wird es im Februar so weit sein. Ich kann es kaum erwarten, dann kommt es zu einem lang ersehnten Wiedersehen mit meiner Abby.
 


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