Bleibst Du für immer?
Nichte Chayenne zu Besuch
Zuerst möchte ich mich bei Euch entschuldigen, dass die Bilder und der Bericht doch so lange auf sich haben warten lassen. Ich kann Euch versichern, dass ich mit Nachdruck und penetranter Aufdringlichkeit immer wieder mein Herrchen daran erinnert habe. Doch manchmal sind auch wir Hunde einfach machtlos...
Die Idee ist aus einer beiläufigen Bemerkung entstanden. Am Lichterfest unserer Hundeschule wurde mein Herrchen - nachdem Chayenne ihn wieder mal liebevoll begrüßt hat - spaßeshalber gefragt, ob er sie nicht einfach mitnehmen würde. Klar kam sofort ein eindeutiges Dementi von Andrea und Jörg. Und auch mein Herrchen hatte Verständnis dafür, dass sie Chayenne nicht hergeben wollen. Doch er bemerkte ganz beiläufig in einem Nebensatz, dass, wenn mal Not am Mann sein sollte, wir Chayenne natürlich auch mal „in Pflege” nehmen könnten. Ihr wisst ja, es gibt immer mal Ereignisse, wo wir Hunde nicht hin dürfen oder es für uns zu stessig wäre. Für solche Fälle sind „Notunterkünfte” bei Bekannten und Freunden ratsam. Klar fehlt uns an diesem Tag dann die Familie, doch wer weiß, vielleicht ist so ein Ausflug auch mal interessant und man wird so richtig verwöhnt...
Für Chayenne (aber auch für ihre Zweibeiner) sollte der 14. Mai ein besonderer Tag werden, das erste Mal, dass sie auswärts bei Bekannten übernachtet. Also habe ich den Garten schon mal vorbereitet. Kein Aufwand ist zu groß, keine Mühe zu viel, schließlich soll sie sich bei uns wie Zuhause fühlen. Gastfeundschaft wird groß geschrieben, die Begrüßung erfolgt deshalb auf Rosenblättern.
Anschließend erkunden wir gemeinsam den Garten, schnuppern an Sträuchern und Grashalmen. Muss schon sagen, das macht richtig Spass. Mein Herrchen könnte das mal auch mit mir machen, aber dem seine Nase taugt nichts!
Hey, ist hier ein fremder Geruch? Das kann nicht sein, es ist mein Revier! Schnell mal wieder eine Duftmarke setzten. Chayenne schaut nur verblüfft zu.
Die Angst eines jeden Vierbeiners ist es, dass ein weiteres Mitglied in das Rudel aufgenommen wird. Ein neuer Futterverwerter, ein Konkurrent um die Zuneigung von Herrchen und Frauchen, die schon sowieso viel zu wenig Zeit mit einem verbringen. Damit ja kein Stress entsteht, bekommt jeder sein eigenes Töpfchen. Und glaubt mir, Chayenne hat das Gleiche drin wie ich. Davon habe ich mich selbstverständlich nachher überzeugt.
Nicht nur gemeinsam Mahlzeiten nehmen, auch gemeinsam spazieren gehen ist angesagt. Bei uns im Wald riecht es bestimmt anders als bei Chayenne. Kein Wunder, dass sie interessiert ist und neugierig alles erkundet.
Mit einer Dame in Begleitung läuft es sich ganz anders. Leider treffen wir gerade heute keinen anderen Hund, dem ich stolz erzählen könnte, dass ich heute nicht solo bin. Frauchen sieht das freilich anders. Sie ist nicht so begeistert, wenn ich mit anderen Rüden diskutiere.
Ja uns so bin ich mal, ein Gentleman wie er im Buche steht. Nicht nur der Garten, das Futter und der Wald, auch der Platz auf dem Sofa wird geteilt. Chayenne ist sich noch nicht ganz sicher. Auch wenn sie es sichtlich genießt, so meidet sie es hier, das andere Bein von meinem Kleinfrauchen zu belagern, sie hat halt Anstand und eine gute Erziehung. Ich selbst sehe das ganz stressfrei und mache einfach ein kleines Nickerchen.
Nach so einem abwechslungsreichen Tag und so vielen Streicheleinheiten ist ein wenig Schlafen angesagt. Chayenne hat zwar ihr Körbchen nicht mitgebracht und in meins traut sie sich (noch) nicht, doch in solchen Fällen tut eine Faltbox auch ihren Dienst.
Auch die Nacht und der kommende Vormittag verlaufen klasse. Chayenne ist ganz entspannt und fühlt sich wohl. Natürlich ist sie ganz aus dem Häuschen, als ihre Zweibeiner sie abholen, doch ich glaube, es hat ihr trotzdem bei mir gefallen.
Und ich? Ihr wisst ja, Ressourcen zu teilen, fällt nicht gerade einfach, vor allem nicht, wenn man als einziger Vierbeiner die ganze Aufmerksamkeit für sich gepachtet hat. Doch ich glaube, ich könnte mich an einen weiteren Hund gewöhnen, aber nur, wenn er genauso gut erzogen ist wie Chayenne. Wie, es würde eher ein Welpe werden? Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, das könnte ganz schön anstrengend werden... Eins ist aber klar, Windeln werde ich nicht wechseln! Und von meinem Spielzeug hat er/sie sich auch fern zu halten!
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